Leserbriefe

Mehr Gerechtigkeit für alle Menschen

Ulrich Immendörfer, Frickenhausen-Linsenhofen. Zum Artikel „Gambierglück in Frickenhausen“ vom 20. April. Das gültige Gesetz, auf das Herr Hoffmeister verweist, „Dublin III“, schiebt den südeuropäischen Staaten eine schwierige Aufgabe zu: Jeder Flüchtling soll seinen Asylantrag in dem Land stellen, in das er zuerst gekommen ist.

Das betrifft vor allem Griechenland und Italien. Beide Länder sind mit dieser Aufgabe überfordert. Als uneinsichtig, ungerecht und daher unfähig könnte man allenfalls diejenigen bezeichnen, die ein solches ungerechtes Gesetz verabschieden. Den Mitgliedern des Arbeitskreises Integration in Frickenhausen ist klar, dass die Polizeibeamten lediglich ihre Pflicht tun. Die dafür Verantwortlichen sitzen in den Ministerien.

Die Gemeinde Frickenhausen war schon vor Erscheinen der Flüchtlinge nicht mehr schuldenfrei. Wem oder was verdanken wir in den letzten Jahrzehnten unseren Wohlstand? Unsere westlichen Regierungen schließen Verträge mit Diktaturen, mit Staatsmännern, auf die die Bezeichnung „Schurken“ passt. Wenn wir nur die Rohstoffe aus diesen Ländern bekommen, dann schauen unsere Regierungen über alles andere, über Menschenrechtsverletzungen, ungerechte Güterverteilung und so weiter hinweg.

Wen wundert es, dass so viele Menschen der hausgemachten Armut und dem Unrecht in ihren Heimatländern unter Lebensgefahr entfliehen wollen?

Wir wohlhabenden Länder haben die verdammte Pflicht, auf die unfähigen diktatorischen Regierungen einzuwirken, bis sie ihren Bürgern lebenswerte Bedingungen schaffen. Solange das nicht wirkungsvoll geschieht, müssen wir Menschen in Not helfen, auch wenn unser Wohlstand dadurch etwas zurückgefahren werden muss.

Wer hat in den vergangenen Jahrhunderten Afrika unterworfen und sich diese Länder als Kolonien angeeignet? Wer hat unzählige Afrikaner um des Profits willen in die Sklaverei verfrachtet? Wer hat es versäumt, die Kolonien wirkungsvoll auf ihre Selbständigkeit und Freiheit vorzubereiten? Wem waren die Diktatoren Afrikas recht als Garanten der Rohstoffversorgung Europas und der ganzen westlichen Welt?

Jetzt kommen sie und wollen an dem Wohlstand teilhaben, den wir auch mit Hilfe der Rohstoffe ihrer Länder erreicht haben. Westliche Konzerne kaufen in Afrika Land, um Genussgüter für Europa zu erzeugen. Das Land fehlt den Kleinbauern für ihren Lebensunterhalt. Auch liefert die EU subventionierte landwirtschaftliche Produkte nach Afrika billiger, als es die einheimischen Landwirte selbst anbieten können. Was von all dem ist ein rein afrikanisches Problem? Unsere Zukunft liegt in einer verstärkten Bemühung um Gerechtigkeit für alle Menschen, auch für die, die aus Not ihre Heimat verlassen und an unsere Türe klopfen.

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