Leserbriefe

Konditionierte Ignoranz

Gabriele C. Sonjasdochter-Kapp, Unterensingen. Zum Artikel „Studenten ade – Emanzipation hat ihren Preis“ vom 22. August. Wenig sinnvoll, unnötig und teuer finden Thaddäus Kunzmann von der CDU und der Kommentator Jan Sellner den Beginn der gendergerechten Anpassung der Sprache im Studierendenwerk. Und das, obwohl in der Sprachwissenschaft Deutsch als Männersprache und als für Denkkategorien verantwortlich längst entlarvt ist (Pusch, Trömmel-Plötz). Hier wäre vielleicht zur Bewusstseinsbildung nicht der gendergerechte Sprachmodus, sondern die vorübergehende Einführung des generischen Femininums ein guter Weg gegen so viel konditionierte Ignoranz. Oder wie sonst kann es zu solchen Projektionen wie den obengenannten kommen?

Stellt man nur ins Verhältnis, was an Kosten und Folgekosten durch die Ungleichheit, daraus entstehende direkte und indirekte Gewalt allein in unserem Land jeder Tag fordert: Täter, Ermittlungen, Opfer und kein Ende. So sind dagegen Investitionen in die gerechte (Sprach-)Zukunft im fünfstelligen Bereich einfach nur Peanuts. Statt immer weiter Geschlechter zu spalten, sollten sich Kritiker und Kritikerinnen lieber vor Augen halten, was in egalitären Gesellschaften Allgemeinwissen ist: Schon an der Wurzel des Seins – der Entstehung eines Menschen – zeigt die weibliche Eizelle ein Maximum an Inklusions- und Integrationskraft! Und ihre Trägerin Gastfreundschaft in ihrem körperlichen Zuhause – wahrlich ein Handlungs-Vorbild für eine Gesellschaft!

Wenig sinnvoll, unnötig und unermesslich teuer ist es dagegen, der Hälfte der Menschen des Landes ihren angemessenen Raum – auch den Sprachraum – auch nur geringfügig einzuengen.

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