Leserbriefe

Kommt Geld vor Menschlichkeit?

Dorothea Höhn, Aichtal-Grötzingen. Die Stadt Aichtal besitzt im Höhenweg das kulturhistorisch sehr interessante Acht-Familien-Haus. Es entstand als erster gemeindeeigener Wohnungsbau nach dem Krieg.

Flüchtlingsfrauen kneteten mit ihren Füßen Lehm und die Männer formten daraus Backsteine. Durch die Lehmbauweise ist dieses Gebäude prima isoliert, die Stadt Aichtal hat keinen Cent in dieses Gebäude gesteckt, für die Deutschen war/ist es gut genug. Interessierte Mieter wurden abgewiesen, man braucht den Platz für Obdachlose.

Eine Wohnung ist bewohnt, sieben Wohnungen stehen leer. Dieses Gebäude sollte saniert werden, Heizung, Dusche und so weiter. Kosten etwa 154 000 Euro, macht bei sieben Wohnungen, belegt jeweils mit zwei Personen, pro Person 12 000 Euro.

Warum wird die Nachbarschaft schon im August 2015 informiert, dass renoviert wird? Von diesen kam Protest und alles wurde abgesagt! Das heißt, ein Haus mit seit Jahrzehnten bestehenden Flüchtlingswohnungen bleibt leer, auf Wunsch der Nachbarn.

Bei anderen Standorten wurden die Nachbarn nicht gefragt. In Grötzingen, Uferstraße, soll ein großes Wohnungslosenghetto erbaut werden, Größenordnung 36 Einzelkabinen à zehn Quadratmeter (in der Schweiz hat die Knastzelle zwölf Quadratmeter) und mehrere Familienwohnungen. Kosten eine Million Euro!

Zu Kosovozeiten waren hier Familien untergebracht, nun soll es plötzlich „anerkannte Flüchtlingsunterkunft“ sein, ohne Nachbarnbefragung oder Nutzungsänderung.

Die Belegungszahlen wurden zwar nicht gesagt, aber: Pro Person sind 12 000 Euro zu viel, Kosten des Baues circa eine Million Euro, ergibt mindestens 85 Personen, an einer Straße ohne Gehweg, aber Zufahrt für drei Betriebe, Tennisplatz, Sporthalle und mehreren Wohnhäusern.

Die Verwaltung will sich an Besitzer von Wohnungen/Häusern wenden, um diese für Wohnungslose anzumieten. Im Städtle gibt es noch öfter den Holzherd in der Küche, unzumutbar für Asylanten, meinten schon vor Jahren einige Gemeinderäte. Auch sollte in der Nachbarschaft niemand im fortgeschrittenen Alter sein, Ausrede der Stadt für den Höhenweg!

Eine dezentrale Unterbringung ist für die Eingliederung sehr wichtig. Und die ist in Aichtal auf gemeindeeigenen Flächen/Wohnungen gegeben – aber die Verantwortlichen von Stadtverwaltung und die Mehrheit im Gemeinderat wollen wohl Grundstücke verkaufen und der Bauplatzpreis ist im Höhenweg um einiges höher als in der Uferstraße, Geld vor Menschlichkeit, danke an die Stadträte, die dafür sind!

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