Leserbriefe

Jetzt den Umstieg aufs Gleis setzen

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Stadt, Land und Region bleiben auf S21-Kurs“ vom 16. Februar. Als Hamburger wusste der Bahnchef Grube, dass „Kurs halten mit S21“ nicht mehr möglich ist und hat deshalb nach der alten Seemannsregel gehandelt: „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff“, genauso wie sein stets lächelnder Vorstandskollege Volker Kefer. Die Sprecher der drei Projektpartner verstehen als „Landratten“ wohl nichts von der Seefahrt, denn „Stadt, Land und Region bleiben auf S21-Kurs“, zitiert die Nürtinger Zeitung. Den Kurs suchen diese „Partner im S21-Lenkungskreis“ in den alten Finanzierungsverträgen, ohne zu merken, dass sie direkt auf riesige Klippen zusteuern, manche davon unterirdisch wie zum Beispiel das tückische Anhydrit in den 60 Kilometer S21-Tunneln.

Besonders dreist ist die Behauptung der Partner: „Wir bauen auf der Grundlage von Verträgen.“ Ist damit etwa der S21-Vertrag gemeint, mit dem Bahn, Stadt und Land jetzt vor Gericht landen, damit geklärt und erklärt wird, was eigentlich gemeint war? Welch eine Schande für all die Politiker, die nicht einmal wissen, was sie damals „legitimiert“ haben: 4,526 Milliarden Euro für S21 war die absolute Obergrenze – „Sollbruchstelle“ hatte Bahnchef Grube sie genannt. Auch bei der Volksabstimmung wurde nur dieser Obergrenze zugestimmt! Jetzt sollen 6,8 Milliarden Euro versenkt werden, die noch gar nicht „legitimiert“ sind. Wahrscheinlich werden es aber zehn Milliarden Euro. Die Gutachten liegen auch den Partnern vor, werden aber einfach nicht zur Kenntnis genommen. Das sind doch keine legitimen Repräsentanten des Volkes!

Anlass für den Artikel war das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage: 63 Prozent der Menschen in Baden-Württemberg wollen, dass eine ernsthafte Prüfung der S21-Alternative Umstieg21 stattfindet, die bereits viel Beachtung und Zustimmung gefunden hat. Sämtliche Risiken der unterirdischen S21-Planung werden mit dem Umstieg ausgeschlossen, der Bahnverkehr wird nicht reduziert, wie bei S21, sondern zukunftsfähig erhalten mit einem modernisierten Kopfbahnhof und weiteren intelligenten Lösungen, wie zum Beispiel dem ZOB, für den eine der S21-Baugruben des überflüssigen Tunnelbahnhofs umgenutzt wird. Die Kosten werden um 6,5 Milliarden Euro reduziert – gemessen an zehn Milliarden Euro S21-Kosten. Jetzt handeln: eine Aufgabe für diejenigen Volksvertreter, die den Wählerauftrag ernst nehmen und „Schaden vom Volke abwenden“.

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