Leserbriefe

Immer mehr befristete Arbeitsverträge

Thomas Mitsch, Wendlingen. Zum Artikel „Immer häufiger Arbeit auf Zeit“ vom 7. April. Für immer mehr Arbeitnehmer hat sich, wie im oben angeführten Artikel dargestellt wird, die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes als unerfüllbarer Wunschtraum erwiesen. Nach einer Anfrage der Linken im Hause Nahles (SPD) hat sich die Zahl der befristeten Arbeitsverträge in den letzten Jahren mehr als verdreifacht. Da befristete Arbeitsverträge zu einem bestimmten Zeitpunkt oder mit dem Eintritt eines bestimmten Ereignisses enden, muss weder der Betriebsrat angehört werden noch kann mit Aussicht auf Erfolg wegen Verstoßes gegen Kündigungsgesetze das Arbeitsgericht angerufen werden.

Zwar können befristete Arbeitsverträge nur dann abgeschlossen werden, wenn hierfür ein sachlicher Grund besteht. Beispiel: Ein Spezialist wird so lange beschäftigt, bis seine Kollegen mit einem komplexen Maschinensystem umgehen können. Sachliche Gründe kennt das Gesetz viele, aber viele sind undeutlich formuliert und laden zu einer Umgehung durch die Arbeitgeber ein. Wie auch der Bericht der Nürtinger Zeitung richtig bemerkt, wird angenommen, dass in 1,3 Millionen Fällen im Jahre 2001 von einer sachgrundlosen Beendigung des Arbeitsverhältnisses ausgegangen werden musste.

Aus der konservativen Ecke ist uns das Gejammere über den Verlust von „Werten“ bekannt. Aber wer hat Zeit, sich um sein „Wertesystem“ zu kümmern, wenn er wegen Beendigung seines Arbeitsvertrages kein Geld mehr hat, keine neue Arbeit bekommt, wenn er umziehen muss, wenn er lange Wege zum Arbeitsplatz zu bewältigen hat? Wer wagt es solchen Arbeitnehmern Vorwürfe zu machen, wenn sie sich schwer tun, eine Ehe einzugehen und Kinder zu zeugen? Auch die Gesundheit wird da oft in Mitleidenschaft gezogen. Und das kommt nicht davon, weil die Arbeitnehmer zu viel rauchen und beim Einkauf nicht auf das „BIO“-Zeichen achten! „Die Befristung von Arbeitsverträgen sei ein gezieltes Mittel, die Rechte von Arbeitnehmern klein zu halten“, sagte unlängst MdB Jutta Krellmann (DIE LINKE). Sie forderte die Arbeitsministerin, Frau Nahles (SPD), auf, den von ihr geforderten Respekt vor dem Arbeitnehmer auch in die Praxis umzusetzen und dafür zu sorgen, dass die Befristung von Arbeitsverträgen zurückgedrängt wird.

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