Leserbriefe

Hotel: Korrektur oder weiter so?

Fritz Eisele, NT-Hardt. Zum Artikel „Baukultur ist Streitkultur“ vom 2. Dezember. Herr Professor Pesch referierte über eine zukunftsfähige Stadtentwicklung im Allgemeinen und mit Blick auf Nürtingen im Besonderen. Bei seinen Ausführungen wurde deutlich, dass er in dieser Thematik ein ausgewiesener Fachmann ist. Er bezeichnete Nürtingen als eine „Ikone europäischer Stadtkultur“, die es auch für zukünftige Generationen zu erhalten gilt. Das Markenzeichen von Nürtingen, „Grüne Stadt am Fluss“, ist weiterzuentwickeln und darf nicht ohne Not einem Investor zum Bau eines überdimensionierten, trivialen Hotelkomplexes im sensiblen Uferbereich überlassen und damit ins Gegenteil verkehrt werden.

Im Ideenwettbewerb „Westlicher Neckar“ wurde die Zielsetzung formuliert: „Die Potenziale, die der Landschaftsraum Neckar bietet, liegen weitgehend brach, sie gilt es zu entdecken und mit der Stadt Nürtingen zu verweben“. Wenn sich also bei ISEK die Bürger einen erlebbaren Neckar wünschen, ein sehr kostspieliger Ideenwettbewerb in dieselbe Richtung zeigt und der Gestaltungsbeirat Empfehlungen an die Stadt ausspricht, darf dies alles nicht einfach ignoriert werden. Ansonsten ist ein Gestaltungsbeirat überflüssig. Professor Pesch machte in seinem Vortrag deutlich, dass im Projektablauf ein gravierender Fehler gemacht wurde. Es wurde versäumt einen Wettbewerb durchzuführen, um aus verschiedenen Konzeptionen die beste auswählen zu können.

Bei derartig sensiblen Projekten kann es nicht sein, dem allerersten Investor einen Freibrief ohne konkrete Auflagen auszustellen. Jeder Investor würde sich freuen, ein Grundstück in dieser besonderen Lage zum Schnäppchenpreis von 310 Euro pro Quadratmeter einschließlich Erschließungskosten erwerben zu können. Bekanntermaßen liegen die Baulandpreise in Nürtingen bei 400 bis 600 Euro. Die Stadt würde unter marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten hier mindestens 200 000 Euro großzügig verschenken. Es ist dringend geboten, die schrittweise Schaffung von Tatsachen durch die Stadtverwaltung mit Unterstützung von drei Fraktionen endlich und mutig zu stoppen.

Die Revision der vorliegenden Planung mit einer ergebnisoffenen Diskussion ist das Gebot der Stunde. Es wäre bedauerlich, wenn dieses Projekt ein Bürgerbegehren herausfordern würde. Dies und die auf der anderen Neckarseite geplante zweireihige Wörthbebauung könnten ein spannendes Thema bei den nicht allzu fernen Gemeinderats- und OB-Wahlen werden. Fazit: Nicht weiter so, sondern Korrektur der Planungen mit Wettbewerben!

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