Leserbriefe

Gedanken zum Schillerplatz

Monika Stoitzner, Nürtingen. Zum Artikel „Weitläufiger Platz mit hoher Aufenthaltsqualität“ vom 22. Juni. Der Landschaftsarchitekt plant einen weitläufigen Platz mit verlegtem tiefer gelegten Ochsenbrunnen. Der Brunnenrand sollte abgesenkt werden und zusätzlich wäre eine größere Fläche mit Fontänenfeld vorstellbar.

Die Nürtinger Bürger wählen wie andere auch den kürzesten Weg von A nach B und werden dann zukünftig durch das Wasserspiel tappen und über die übrigen Steinklötze des Ochsenbrunnens fallen.

Ein Teil der schattenspendenden Bäume soll erhalten bleiben. Anhand der Visualisierung handelt es sich aber um mindestens sechs Bäume, die abgesägt werden müssten. Es sind Bäume, die seit über 60 Jahren gewachsen sind.

Ich habe ein altes Foto aus dem Jahre 1959, das von gleichem Standpunkt aufgenommen wurde. Jede andere Stadt würde sich freuen, wenn sie so einen alten Baumbestand in ihrer Mitte hätte. Blumentöpfchen sind kein Ersatz für Schattenspender, Sauerstofferzeuger und Klimaverbesserer, wie es Bäume nun einmal sind.

Wir haben bereits hinter der Kreuzkirche (sie sollte schon mal Parkplätzen geopfert werden) einen genügend großen, freien Platz. Er ist angenommen und wird für entsprechende Events (zum Beispiel auch Maientagssingen) genutzt.

Der Trend bei Landschafts- und Städteplanern geht zurzeit zu großen Plätzen. Auf der anderen Seite verödet unsere Innenstadt immer mehr.

Ein Fachgeschäft nach dem anderen schließt. Am Neckar sollen die restlichen Filetstücke mit hochpreisiger Wohnbebauung und Hotel bis zur Neckarkante bebaut werden. Die einzige Lösung, die unser Oberbürgermeister gerade mitgebracht und verkündet hat: Wir brauchen mehr Gastronomie und Events! Wurde beim Schillerplatz vielleicht hauptsächlich an die Ausweitung des Weindorfes gedacht?

Gastronomie schön und gut, aber die Wirte wollen die Woche über auch überleben und Events laufen sich auch tot.

Eine Innenstadt braucht Menschen, Alte und Junge, Studenten, Rentner, Kinder, Einheimische, Zugewiesene, Zugezogene, Familien, Geschäftsleute und Touristen. Menschen, die sich wohlfühlen, die gerne bummeln, sich treffen, wohnen. Schauen wir nicht neidisch auf Metzingen oder Kirchheim. Bausünden und abgesägte Bäume sind schnell beschlossen und sehr schwer rückgängig zu machen.

Werden wir unserer vielen kleinen oder großen Kleinode bewusst, pflegen und hegen sie. Eine Stadt ist dann liebenswert, wenn sie sich von den anderen Städten unterscheidet. Da hätte dann auch ein Hölderlin Platz.

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