Leserbriefe

Frau Mast unterliegt einem großen Irrtum

Hans-Peter Geil, Nürtingen. Zum Artikel „Wolf will kein Adoptionsrecht für Homosexuelle“ vom 11. April. Wenn Herr Wolf ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare ablehnt, so ist das sein volles Recht. Er darf das sogar dann sagen, wenn Katja Mast sich empört. Da gibt es doch ganz erhebliche Zweifel ob Frau Mast weiß, wo die Mitte der Gesellschaft ist. Wenn sie glaubt, es wäre der Ort, an dem sie persönlich angekommen ist, unterliegt sie wohl einem erheblichen Irrtum. Sie spürt vielleicht ein tolles Gefühl. Ist sie in Wirklichkeit nicht weit davon entfernt?. Aber auch sie hat das Recht, ihre abweichende Meinung zu vertreten und zu glauben, in der Mitte einer modernen Gesellschaft zu stehen.

Was ist eine „moderne“ Gesellschaft? Ich hatte viel mit Mode zu tun und weiß, dass Mode (Modernes) ein Wegwerfartikel ist. Was heute der Hit sein soll, ist morgen vergessen. Das sind keine Werte, sondern ganz vergängliche Dinge. „Moderne“ Gesellschaften habe ich schon viele erlebt und die Geschichte ist voll davon. Ständig gab es Besserwisser, die eine immer neue „moderne“ Gesellschaft ausgerufen haben. Nie war etwas beständig, zu oft war es schädlich. Das alte Rom hatte bei seinem Untergang die „modernste“ Gesellschaft seiner Geschichte.

Ein „erzkonservativer Knochen“ Wolf hat tatsächlich Werte. Zum einen weiß man ganz sicher wofür er steht. Knochen sind Teil eines Rückgrats und solches ist rar. Konservativ als Schimpfwort zu gebrauchen ist aber wohl ein Akt der letzten Verzweiflung seiner Gegner.

Der Grüne Oliver Hildenbrand stimmt natürlich mit ein. Hat er nicht in seiner Partei gesellschaftspolitisch immer noch etwas aus dem 20. Jahrhundert aufzuarbeiten? Danach begrüßen wir ihn gerne im 21. Jahrhundert, und dann darf er seine Ratschläge erteilen.

Wahre Demokraten vertreten ihre Positionen, ohne Andersdenkende mit Schmutz zu bewerfen. Die freie Meinungsäußerung ist ein elementares Grundrecht, ein Teil der unantastbaren Freiheit. Frau Mast und Herr Hildenbrand heulen doch sonst immer auf, wenn sie meinen, dass dem Schutz der Freiheit etwas abgeht. Hier hätten sie und die berichtenden Journalisten jetzt Gelegenheit gehabt, ein edles Beispiel zu geben – aber es ging voll daneben.

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