Leserbriefe

Die Soldaten nicht pauschal beleidigen

Helmut Sterr, Frickenhausen-Linsenhofen. Zum Leserbrief „Die Wehrmacht erneut im Fokus“ vom 4. November. Nur wenige Deutsche, die am Zweiten Weltkrieg als Soldat teilgenommen haben, sind noch am Leben. Es waren unsere Väter und Großväter, die lieber im Frieden zu Hause ihren Beruf ausgeübt hätten anstatt in den Krieg zu ziehen. Mein Cousin schrieb meinen Eltern im April 1944: „Der Winter ist nun gewichen und an seine Stelle der schöne warme Frühling gerückt. So muss auch eines Tages der Krieg dem Friede weichen“. Sehnsucht nach Frieden spricht aus diesen Worten. Er hat ihn nicht mehr erlebt. Er fiel im August 1944, 18 Jahre alt.

Diese Menschen haben es nicht verdient, mehr als siebzig Jahre nach Ende des Krieges pauschal und in unqualifizierter Weise verdammt und beleidigt zu werden. Ein Zitat von Leopold von Ranke: „Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es seine Soldaten nach einem verlorenen Krieg behandelt.“

Zudem hat der Zweite Weltkrieg eine Vorgeschichte, die 1919 in Versailles begann. Der französische Marschall Foch sagte dazu: Das ist kein Friedensvertrag, sondern ein Waffenstillstand auf 20 Jahre und verwies dabei auf die sogenannte Korridor-Lösung. Genau an dieser Korridor-Lösung entzündete sich der Konflikt mit Polen und mündete in den Zweiten Weltkrieg mit all seinen Schrecken. Der französische Historiker Philippe Masson kommt in seinem Buch „Die deutsche Armee“ zu der Feststellung: „Den ganzen Krieg über und auf allen Gebieten ist die Wehrmacht ein Modell für alle feindlichen Armeen.“ Er schreibt weiter, dass die Wehrmacht im 20. Jahrhundert das ist, was die napoleonische Armee für das 19. Jahrhundert war.

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