Leserbriefe

Die Maus im Wollhandschuh

Gabriele Klink, Nürtingen. Zum Artikel „Die Kinder sollen an das Lesen herangeführt werden“ und „Auch lesenden Kindern sollte man noch vorlesen“ vom 20. November. Als ehemaliges Gründungsmitglied des „Vorlesenetzwerks AK Pisa“ und aktive ehrenamtliche Vorlesepatin kann ich beide Artikel nur unterstreichen.

„Kinder brauchen Bücher, damit ihnen Flügel wachsen“ ist eine alte Weisheit. Ich lese regelmäßig auch in der Stadtbücherei in Nürtingen vor und möchte mich an dieser Stelle beim Lesenetzwerk und der Nürtinger Stadtbücherei für die kompetente, sehr engagierte und auch zeitaufwändige Beratung, Begleitung und Betreuung herzlich bedanken.

Auch ich konnte diese Woche diese Chance nutzen. Viele Kinder und Eltern lauschten dem russischen Bilderbuch „Ein Märchen im Schnee“. In wunderschönen Bildern wird von einer kleinen Maus berichtet, die im tiefsten Winter in einen verloren gegangenen Handschuh einzieht. Sie gewährt einem Frosch und Hasen, dem listigen Fuchs, dem borstigen großen Wildschwein ganz selbstverständlich Unterschlupf. Und die kleine Maus entscheidet sich nach vereinbarten Spielregeln, gegenseitiger Achtung und Akzeptanz, Wohnraum in ihrem kuschelweichen Wollhandschuh anzubieten, auch wenn es immer enger wird. Selbst der große, gefährliche Bär findet noch Platz. Genüsslich kuscheln sich die gegensätzlichen Tiere aneinander.

Im Gespräch entdecken die Kinder, dass ein friedliches Miteinander möglich ist, gleichgültig wer von wo in die Gemeinschaft dazukommt. Und damit schlugen Eltern und Kinder eine Brücke zum Heute. Dies wiederum zeigte, dass Kinder die besten Welterklärer sind.

Im Nachgespräch mit Eltern wurde ersichtlich, dass mit etwas Mut Ängste und Befürchtungen abgebaut werden können und die kleine Maus genauso unerschrocken handelte wie die Schülerin Madala aus Indien. Und alles begann mit diesem Bilderbuch.

Kinder sehen ihre Welt mit ihren Augen – beeindruckende Weisheit aus Kindermund.

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