Leserbriefe

Die Krux mit den alten Häusern in Beuren

Dr. Dietrich Braun, Beuren. Zum Artikel „Umweht vom Hauch der Jahrhunderte“ vom 5. September. Beuren hat eine Dichte an denkmalgeschützten mittelalterlichen Häusern wie kein anderes Dorf im Land. Aber warum verliert Beuren zunehmend an historischer Bausubstanz? Die Gründe sind vielschichtig. Etliche Häuser sind von alten Menschen bewohnt, die verständlicherweise kein Interesse zeigen, ihre Spargroschen in eine für sie teure Renovierung zu stecken. Andere Häuser stehen teilweise seit über 40 Jahren leer und verfallen zusehends. Diese machten mehrfache Besitzerwechsel durch, die hier an ein „Schnäppchen“ glaubten. Sie glauben immer noch, dass ihre Häuser heute noch einen Bauwert besitzen und verkaufen nicht, wenn ihnen nur der Grund-und-Boden-Wert angeboten wird.

Auch die Baufirmen, die reihenweise alte Häuser restaurieren, wollen beim Wiederverkauf Geld verdienen. Ein privater Käufer scheut das Risiko eines unsanierten Hauses. Ist es grundsaniert, schaut er nur wenig auf die Kaufsumme. Allein, ein KfW-Kredit im zweiten Rang zu 75 000 Euro, verzinsbar mit einem Prozent und zwei Prozent Tilgung über 20 Jahre, dazu ein Bauzuschuss von 60 000 Euro und eine steuerliche Abschreibung der gesamten Baukosten über zehn Jahre sollten in seine Rechnung aufgehen.

Es hat Jahre gedauert, bis die bürgerliche Gemeinde mit dem Verkauf ihrer alten Häuser beispielhaft vorangegangen ist. Es ist dem Gemeinderat nicht leicht gefallen, die Häuser, die vor Jahren zu reellen Preisen erworben wurden, für einen Euro herzugeben. Also ein Minusgeschäft? Mitnichten! Ein durchgehend sanierter sehenswerter Ort muss das erklärte Ziel jeder Verwaltung sein. Es ist der Gemeindeverwaltung bisher nicht gelungen, ihre Bürger von der Einmaligkeit ihres historischen Ortsbildes zu überzeugen. Der Verein historisches Beuren (VHB) versucht es auf seine Weise, durch Informationen und Öffentlichkeitsarbeit, die Bevölkerung Beurens für das alte Erbe zu sensibilisieren. Das innerörtliche Gebäudeensemble um Kirche, Rathaus und Brunnenareal wird durch das Gebäude Rathausstraße 1 abgerundet. Es wäre wünschenswert, dass dieses denkmalgeschützte Gebäude zu einem Kleinod saniert wird.

Eine Wende wird es erst geben, wenn die Beurener Bürger voll hinter der Sanierung ihres Ortskernes stehen. Meine Vision für unseren Heimatort Beuren ist: ein historisch geprägtes, saniertes und mit Leben gefülltes Ortsbild.

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