Leserbriefe

Die angemessene Entlohnung fehlt

Friedrich Pfleghar, Oberboihingen. Zum Artikel „Apfelsaft ist mehr als ein Durstlöscher“ vom 17. September. Mit dem Verein „Onser Saft e. V.“ versuchen wir mit unterschiedlichen Ansätzen und viel ehrenamtlichem Engagement seit Jahren etwas für die Erhaltung unserer Streuobstwiesen zu tun. Wie nun Staatssekretärin Gurr-Hirsch bei der Eröffnung der Apfelsaftsaison 2016 in Neckartailfingen wohl sagte, fällt dabei auch den Keltereien und Mostereien „eine wichtige Rolle“ zu. Dem kann man nur zustimmen, diese bestimmen nämlich im Wesentlichen mit, ob unsere Streuobstwiesen noch eine Zukunft haben oder nicht. Und zwar über den Preis, der für das angelieferte Obst von den Mitgliedern des Verbandes der Agrarwirtschaft (VdAW) bezahlt wird.

Wenn der Preis wie dieses Jahr wieder in den Keller geht, wird das definitiv nichts. Vier Stunden Äpfel auflesen, vier Zentner Äpfel abliefern, und dann dafür zehn Euro zu erhalten ist mehr als schäbig. Da ist bei Vollkostenrechnung nicht mal die Autofahrt zur Ablieferstelle bezahlt, geschweige denn ein Cent für die Arbeit verdient!

Also wenn das noch was werden soll mit der Pflege unserer Streuobstwiesen, dann muss da was Entscheidendes passieren, insbesondere eben, dass die Arbeit angemessen entlohnt wird. Und genau da sind die Keltereien und Mostereien gefragt, einen auskömmlichen Preis zu bezahlen. Im mittleren Neckarraum ist es nämlich zur fatalen Unsitte geworden, den Preis so weit zu drücken wie es nur geht (Ein Schelm wer hierbei an Kartellbildung denkt). Dass es auch anders gehen kann, zeigen andere Regionen in Deutschland, wo erheblich besser bezahlt wird – und die überleben auch! Aber auch die Politik ist noch viel mehr gefordert, dass hier zum Beispiel entsprechender Druck auf die Lobbyisten der Apfelsafthersteller ausgeführt wird, dass das Rohprodukt ihrer Existenz endlich wieder ordentlich bezahlt werden muss. Hoffen wir mal, dass die Staatssekretärin in Neckartailfingen das dem VdAW und seinen Mitgliedern ins Stammbuch geschrieben hat, wenn dies nicht passiert sein sollte, sei das hiermit nachgeholt!

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