Leserbriefe

Der Umgang mit Ehrenamtlichen

Peter Lohse, Nürtingen. Die Arbeit mit Flüchtlingen ist nicht leicht, denn es gibt so viele Unbekannte. Der Mensch ist auf so eine Katastrophe nur bedingt gut eingestellt. So entsteht oftmals Hilflosigkeit. Spürbar ist dies nicht nur bei Ehrenamtlichen, die direkt im Kontakt mit den Betroffenen stehen, sondern auch bei Behörden und professionellen Einrichtungen, die kraft Amtes die Flüchtlinge begleiten und unterstützen sollen.

Diese Hilflosigkeit wird unterschiedlich wahrgenommen und die Reaktionen darauf sind vielfältig. Dies kann geschehen durch einen medienwirksamen Aufnahmestopp, durch nicht reagieren auf Problemanzeigen. Oder dadurch, dass formale Rahmenbedingungen zum Hinderungsgrund werden und damit ein Handeln unterbunden wird. Und das Ganze eingebettet unter dem monetären Gesichtspunkt (Konnexität) wie aber auch durch bestehende Hierarchiestrukturen. Eine gemeinsame, wohlwollende und von allen getragene Kommunikationskultur besteht nicht, wäre seit Langem aber dringend vonnöten. An der untersten Stufe dieser Hierarchiekette stehen die Ehrenamtlichen. In ihrer Arbeit erkennen sie sehr bald, dass einiges nicht rund läuft. Dies wird unterschiedlich stark formuliert, aber schon seit Jahren wird auf notwendige Veränderungen hingewiesen.

Die ehrenamtliche Arbeit mit den Flüchtlingen kann man nicht mit der ehrenamtlichen Arbeit in Vereinen gleichsetzen. Hier treffen Menschen auf Menschen, die schreckliche Schicksale erlebt haben und die mit ihrer Not direkt den helfenden Menschen gegenübertreten. Das Ehrenamt gibt dem Ganzen ein menschliches Gesicht. Dafür sollten wir dankbar sein. Ich nehme allerdings wahr, dass die Ehrenamtlichen in dieser Arbeit stark alleine gelassen werden. So versuchen sie, sich selbst fachlich fortzubilden und sich eine Struktur zu geben. Eine Anlaufstelle durch den Landkreis, die diese Arbeitskreise sichtet und strukturiert, ist nur ein Teil der notwendigen Unterstützung. Genauso wichtig ist eine direkte Unterstützung vor Ort. Wie diese aussehen kann, muss von allen Beteiligten gewollt und erarbeitet werden.

Ob das kurze Aufleuchten der Ehrenamtsarbeit durch Staatsrätin Erler, die diese Arbeit explizit würdigt, wahrgenommen wird, ist bis dato nicht sichtbar. Immerhin hat sie deutlich darauf hingewiesen, dass hier dringender Handlungs- und Unterstützungsbedarf seitens aller Akteure besteht (Kommune, Landkreis, Awo). Vielmehr erleben jetzt die Ehrenamtlichen, dass einer langjährigen Mitstreiterin, die für die Sache und das Wohl der Flüchtlinge steht, nun ihr Amt entzogen wird. Ob dies die angemessene Reaktion im Hinblick auf Stabilisierung und Harmonisierung sein kann, möchte ich bezweifeln. Die Kritik, die sie äußerte, kam in vielen Punkten aus dem Kreis der Ehrenamtlichen und ist weder wahrgenommen noch bearbeitet worden.

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