Leserbriefe

Der Schöpfer hat auch Schwule geschaffen

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Leserbrief „Christliche Wahrheit auf den Kopf gestellt“ vom 20. Juni. Endlich schließt die Offenbarung das gesamte Bibelbuch, Mensch gebrauche was du liesest, dir zum Segen, nicht zum Fluch. Der Schluss dieses Merkverses von Georg Ernst Göz, um 1800 Pfarrer an der Leonhardkirche in Stuttgart, ist das Einzige, was mir bei der Lektüre des Leserbriefs von Andreas Schwickert einfällt.

Aber es geht weiter. So ergeht sich Herr Schwickert in verkürzten Bibelzitaten, stellt das „sündhafte“ Verhalten grundsätzlich voran und unterschlägt, dass jede der von ihm zitierten Stellen mit der Vergebung der Sünden endet. Im Fall von Johannes 8 unterschlägt er wohl bewusst den Satz „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“. Wenn Herr Schwickert die Bibel also konsequent auslegt, dann trägt er auch keine Kleidung aus Mischgewebe, denn dies ist ihm ja nach 5. Mose 22, Vers 11 („Du sollst nicht Kleider anziehen, die aus zweierlei Fäden“) verboten. Sicher verzichtet er auch auf Hasenbraten, Krustentiere, Schweinefleisch. Denn solche Genüsse sind ihm ja nach 5. Mose 14 ebenfalls verboten.

Ist es aber wirklich Sünde, wenn eine Frau von ganzem Herzen eine Frau liebt und das Leben mit ihr teilt oder ein Mann einen Mann? Ist es eine Sünde, wenn eine Transfrau nach der Geschlechtsangleichung weiterhin Frauen liebt? Dann hätte wohl unser Schöpfer versagt, denn er schuf eben auch Lesben, Schwule, trans- und intersexuelle Menschen! All diese Menschen unter den Vorwurf der Sünde zu stellen ist aber zutiefst unchristlich. Dies muss Menschen wie den Demonstranten vom Stuttgarter Schillerplatz und auch Herrn Schwickert hier auf das Deutlichste gesagt werden.

Ebenso deutlich wie den scheinheiligen Vorwürfen der Gegner einer modernen, von Gleichstellung geprägten Gesellschaft, den Befürwortern der offenen Diskriminierung entgegenzutreten ist, mindestens in gleicher Deutlichkeit dankt die LSBTTIQ-Community der von Winfried Kretschmann geführten grün-roten Landesregierung dafür, sich unbeirrt für die Gleichstellung und Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Lebensweisen einzusetzen!

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