Leserbriefe

Demokratie oder Gruppenzwang?

Rosemarie Körner, NT-Oberensingen. Zum Artikel „Neureuther löst Andreas Erwerle ab“ vom 12. März. Wenn ich wählen gegangen wäre, würde ich jetzt meine vergebene Stimme zurückziehen, so aber kann ich nur wieder einmal feststellen, dass zur Wahl zu gehen total unnötig ist. Das Beispiel der Wahl zum Technischen Beigeordneten ist eines von vielen im kommunalpolitischen Alltag: Da wird eine Stelle ausgeschrieben, weil die Amtszeit des Stelleninhabers abgelaufen ist. Im aktuellen Fall fand ich das gut, denn zufrieden mit dessen Arbeit war ich nicht. Also kann alles besser werden mit einem anderen Kandidaten. Zwei standen zur Wahl und durften sich vorstellen. Über die Qualifikation kann man unterschiedlicher Meinung sein, komisch finde ich allerdings, dass seltsamerweise die politischen Fraktionen dann bei der Abstimmung doch so einheitlich in ihrem Meinungsbild waren.

Und dann war klar, man hatte sich vor der Wahl verabredet, wie man zu wählen hat. Leute, das ist für mich keine Demokratie mehr, das ist Bauerntheater! Da hat sich die stärkste Fraktion einen Mann gekauft und ihn installiert. Der Arme tut mir jetzt schon leid, er wird wissen, wer ihm sagen wird, was er gut zu finden hat.

Ein ganz böses Spiel aber ist mit dem bisherigen Stelleninhaber getrieben worden: Man wusste von Anfang an, dass die „Gemeinschaft“ einen anderen wählen würde, einheitlich mit allen Stimmen, und man ließ ihn trotzdem antreten. So sehen Freunde aus. Wer solche Kollegen hat, braucht keine Feinde.

Ich bin Esslingerin von Geburt und werde mit dem Herzen niemals Nürtingerin, solange solche Dinge in einem demokratisch gewählten Forum laufen. Eigentlich müsste es eine Möglichkeit geben, solche Aktionen öffentlich abzustrafen. Mir bleibt nur die Möglichkeit, meine Meinung öffentlich zu machen und zu hoffen, dass viele andere das auch tun. So oft und so laut, dass die gewählten Gemeinderäte irgendwann einmal das tun, was ihre Wähler sich vorstellen und nicht das, was gerade für die Partei oder Vereinigung opportun erscheint.

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