Leserbriefe

Automobilindustrie nicht verteufeln

Jörg Hiller, Kohlberg. Zum Artikel „Stickoxide verpesten auch andere deutsche Städte“ und zum Kommentar „Kein Aufatmen“ vom 1. Februar. Wann werden wir endlich wieder eine objektive und wirklich sachliche Berichterstattung zu diesen Themen erwarten dürfen? Auch wenn Negativbotschaften die besseren Schlagzeilen bieten, so sollte eine seriöse Tageszeitung wie die Nürtinger Zeitung nicht nur einseitig berichten.

Wenn der (willkürlich definierte) Grenzwert von 200 Mikrogramm pro Kubikmeter für Stickoxide an einer Stelle in der Landeshauptstadt überschritten wird, so sollte man zumindest auch die Zusammenhänge betrachten und ebenso der Entwicklung dieser Werte Rechnung tragen. Die NO2-Grenzwerte am Stuttgarter Neckartor werden aktuell, je nach Wetterlage, 30 bis 60 Stunden pro Jahr überschritten. Das ist nicht gut. Aber im Jahr 2005 zählte die Überschreitung noch 853 Stunden, obwohl der Verkehr in Stuttgart in den vergangenen elf Jahren deutlich zugenommen hat! Ist eine Berichterstattung über solche Erkenntnisse etwa zu positiv und passt nicht in unser grünes Mäntelchen? Moderne Dieselmotoren haben nachweislich einen verschwindend geringen Anteil an diesen Messwerten, sodass wir durchaus auf weitere Besserung hoffen dürfen, ohne unsere Autos gleich wegwerfen zu müssen.

Mit dem Feinstaub sieht es ähnlich aus: Nach Untersuchungen des Karlsruher Instituts für Technologie sind nur sieben Prozent der gemessenen Partikel-Immissionen auf Abgase von Verbrennungsmotoren zurückzuführen. Und davon stammen neun Zehntel aus älteren Dieselmotoren. Neue Partikelfilter, auch für Benzinmotoren, werden diesen Wert noch deutlich weiter nach unten drücken. Die offene Frage aber ist: Woher kommen die restlichen 93 Prozent und welche Maßnahmen der Vermeidung sind angedacht? Eine „Blaue Plakette“ einführen und alles wird gut? Sicher nicht!

Wir sollten endlich aufhören, die Errungenschaften unserer deutschen Automobilindustrie pauschal zu verteufeln. Schließlich leben wir im Südwesten von dieser Industrie und wir dürfen durchaus auch einmal stolz auf die Entwicklungen unsere Ingenieure sein.

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